Der Gläserne Mann

Weniger ist mehr – minimal invasive Konservierung und Vitrinenkonzeption

Maßnahmenkonzept

In Vorbereitung auf die Ausstellung Blicke!Körper!Sensationen! Das Dresdner Wachskabinett und die Kunst, die von Oktober 2014 bis April 2015 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden stattfand, wurden minimale konservatorische und restauratorische Maßnahmen an einem Gläsernen Menschen durchgeführt.

Das um 1936 entstandene anatomische Modell eines Mannes wies deutliche Spuren seiner bewegten Geschichte auf (Eine ausführliche Beschreibung derselben findet sich in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 2015 Heft 1, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2015). Viele der verbauten Materialien waren stark gealtert. Die Kunststoffhaut aus Celluloseacetat war vergilbt und besaß viele Risse und Ausbrüche. Außerdem fanden sich zahlreiche, teils sehr minderwertig ausgeführte Reparaturen älterer Beschädigungen. Der Gläserne Mann sollte aber seiner kulturgschichtlichen Bedeutung entsprechend würdig ausgestellt und seine ursprüngliche monumentale Wirkung erkennbar werden. Einige Details an der Figur, zum Beispiel eine gelöste Kaschierung eines Loches und die vielerorts herabhängenden und abstehenden Klebebänder, erschienen jedoch sehr dominant und betonten beim Betrachten den Eindruck des Kaputten und Verwahrlosten. Durch punktuelle Eingriffe sollte die optische Präsenz dieser Stellen minimiert und die Gesamterscheinung der Figur verbessert werden.

Durchgeführte Maßnahmen

Die Wiedebefestigung der Kunstlederkaschierung erfolgte mittels einer selbsthergestellten Spange aus Edelstahldraht. Um Wechselwirkungen mit der gealterten Kunststoffhaut der Figur aus Cellluloseacetat zu vermeiden und um der montierten Spange besseren Halt zu geben, wurde der Draht zusätzlich mit einem farblosen Polyethylen-Schlauch überzogen. Die passgenaue Spange wurde an der Bruchkante am Loch und die beiden losen Enden der Kunstlederkaschierung mit chirurgischem Nähgarn daran fixiert.

An der linken Kopfseite, an beiden Ellenbogen und an der Außenseite des linken Oberschenkels wurden teilweise gelöste Klebebänder gesichert. Die Fixierung der Bänder erfolgte je nach Möglichkeit auf unterschiedliche Arten. Am linken Oberschenkel wurde das Ende des gelösten Klebebands lediglich im Spalt einer geöffneten Naht der Haut eingeklemmt. An den Ellenbogen hingegen, wo das Klebeband in mehreren Lagen übereinander angebracht wurde, konnten die gelösten Enden punktuell mit Klebewachs aneinander fixiert werden. Am Kopf sichern selbsthergestellte Klebestreifen die abstehenden Enden des alten Reparaturbands.

Präsentation in der Ausstellung

Da die alternde Kunststoffhaut der Figur Schadstoffe freisetzte, welche die anderen Exponate in der Ausstellung eventuell gefährden hätten können, war der Bau einer Vitrine erforderlich. Diese sollte verhindern, dass Schadstoffe in die Umgebung gelangten und gleichzeitig der empfindlichen Figur selbst Schutz vor weiteren Beschädigungen bieten. Dafür wurde der Boden einer aus Glas und Stahl gebauten Vitrine mit Kohlenstofffaservlies verkleidet, welches die austretenden Schadstoffe adsorbieren konnte.

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