Liköre färben
Handwerkliche Herstellung von Farbkonzentraten für Spirituosen im späten 19. Jahrhundert
Lebensmittelfarben aus Naturstoffen
Das Manuskript einer süddeutschen Gastwirtin aus dem Jahre 1869 birgt neben einer Vielzahl von Rezepten für allerlei Salate, Suppen, Braten, Beilagen und Kuchen einen ganz besonderen Schatz: Ein kleines Heftchen, welches neben Rezepten für verschiedene Liköre auch Anweisung dazu enthält, wie man Farbstofflösungen zum Einfärben dieser Liköre herstellen kann. Als Rohstoffe für die selbsthergestellten Farbtinkturen dienen Materialien, die traditionell auch in der Malerei und Färberkunst Verwendung fanden, z. B. Cochenille, Indigo und Färberdistel.

Transktiption des Textes
Zunächst wurde eine buchstabegenaue Abschrift (Transkription) des in deutscher Kurrentschrift verfassten Textes angefertigt. Diese diente als Grundlage für die nachfolgenden praktischen Versuche. Im Folgenden ein kleiner Auszug der Abschrift des abgebildeten Manuskripts.
„Roth wird mit Cochenille gefärbt, die man in einem Mörser zerstößt, etwa 1/6. des Gewichtes gepulverten Alaun hinzugibt, dann siedendes Wasser darüber gießt, gut umrührt u die klare Flüssigkeit zum Färben verwendet.“
Cochenille
Die Cochenilleschildlaus (Dactylopius coccus) ist eine Insektenart, die ursprünglich in Zentral- und Südamerika an Kakteen der Gattung Opuntia gezüchtet wird. Die Schildlausweibchen erscheinen aufgrund der hohen Konzentration des Farbstoffes Karminsäure, der in ihrem Körper gespeichert ist, dunkelviolett (Foto rechts). Das aus den ihnen gewonnene Karmin findet etwa seit dem frühen 16 Jahrhundert in Europa als Farbmittel Verwendung. Bis heute wird Karmin zum Färben von Textilien und in kosmetischen Artikeln, z. B. in Lippenstiften, sowie in Malerfarben eingesetzt (obwohl seine Lichtechtheit gering ist, Anm. des Autors). Außerdem ist Cochenille Lebensmittelfarbstoff zugelassen und wir in farbigen Süßigkeiuten und Lebensmitteln verwendet.

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